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Der Charme des Südens: Schifffahrt auf Rhône und Saône

27. Februar 2024 in Allgemein, Reisebericht, Reisespecial
Autor: A. Näf
Der Charme des Südens: Schifffahrt auf Rhône und Saône

Endlose Lavendelfelder, zirpende Zikaden und wilde Pferde – der Traum vom Süden verliert nie an Charme. Wie wäre es mit einem Spaziergang durch eine pittoreske Altstadt in der Provence? Oder mit einer Zeitreise in Europas Geschichte? Vielleicht doch lieber Eintauchen in Landschaften, die Vincent van Gogh in kräftigen Farben verewigt hat? Südfrankreich war immer schon ein Sehnsuchtsort. Wer per Schiff auf Rhône und Saône das Land bereist, erlebt historische Städte wie Lyon, Avignon oder Arles – und die unberührte Natur der Camargue.

An Bord geht es dabei ganz entspannt zu. Mit allem Komfort, den dieses elegante und familiäre Schiff auf 110 Metern zu bieten hat: Durchdacht bis ins Detail, stilvoll und mit hochwertiger Ausstattung präsentiert sich jede Kabine als Wohlfühloase. Das ideale Refugium für eine Woche, die keine Wünsche offenlässt.

«Leinen los» in Lyon

Die Reise beginnt in Lausanne, wo bereits ein Bus für die Gäste bereitsteht. Voller Vorfreude auf die kommenden Tage geht es von dort entspannt zum Schiff, welches in Lyon abfahrtbereit vor Anker liegt. Nach einer herzlichen Begrüssung heisst es am nächsten Morgen «Leinen los!». Die Fahrt auf der Saône beginnt.

Kurs scharf Nord-Süd-Süd

Auf in den Süden? Nicht so schnell. Zunächst geht es ein Stück Richtung Norden auf der Saône zum Weisswein-Mekka Mâcon und dann mit dem Bus ins mittelalterliche Benediktinerkloster Cluny – ein historisches Highlight der Extraklasse. Man muss es gesehen haben! Cluny war zeitweise die grösste christliche Kirche und ein religiöses Zentrum in Europa, das wegweisende Klosterreformen einführte und rund 1000 Tochterklöster von Polen bis Schottland regierte.

Die ursprüngliche Pracht der riesigen, 1790 geschlossenen Anlage ist zwar nicht mehr erhalten. Das macht die verbliebenen Bauten wie Teile der Basilika, den Kreuzgang und romanischen Glockenturm aber nicht weniger beeindruckend. Cluny atmet auf Schritt und Tritt europäische Geschichte. Wer neben so viel geistiger Nahrung auch das leibliche Wohl im Sinn hat, ist bei einer Weinprobe bestens aufgehoben – gelebte Klosterhistorie mit hohem Genussfaktor. Wer anschliessend noch das reizvolle Mâcon erkunden möchte, hat noch etwas Zeit dazu, bis es dann wirklich gen Süden geht: nach Lyon.

Bürgerstolz und Savoir-vivre

In der quirligen Metropole am Zusammenfluss von Rhône und Saône geniesst man die angenehmen Seiten des Lebens. Ob Kulinarisches oder Kultur: In der Universitäts- und Handelsstadt Lyon gibt es alles, was das Herz begehrt, und das ohne sich zu verlaufen! Die Altstadt mit ihren prächtigen Renaissancebauten zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Sie gehört zum beeindruckenden Ausflugsprogramm dieser Schiffreise. Die Rundfahrt führt zunächst zur Basilika auf dem Fourviére-Hügel. Was für ein Ausblick auf die stolze Bürgerstadt! Bitte Daumen drücken: Bei klarem Wetter zeigt sich der Mont-Blanc in der Ferne. Noch zwei Highlights: Die «Traboules» sind charakteristisch für Lyon. Über diese schmalen Verbindungsgänge zwischen Gassen wurden früher Seiden- und Tuchballen vor Regen geschützt transportiert. Lyon ist aber auch ganz auf der Höhe der Zeit, wie sich etwa an der modernen Architektur des naturwissenschaftlichen Musée des Confluences zeigt.

Wellness nach dem Trip ins Mittelalter

Am nächsten Tag steht Viviers auf dem Programm. Die bezaubernde Bischofsstadt fügt sich zwischen Fluss und Berg ein und blickt auf fast 2000 Jahre Geschichte zurück. Bei einem Stadtrundgang lohnt die Aussicht vom Rathaus, dem einstigen Bischofspalast. Einfach grandios! Am Weg liegt auch die Kathedrale Saint-Vincent, deren Chor mit Gobelinteppichen geschmückt ist. Ebenfalls sehenswert ist das Haus der Ritter aus dem 16. Jahrhundert mit einer wunderschönen Renaissance-Fassade. Nach der Besichtigungstour wäre Entspannung jetzt genau das richtige… Kein Problem, das Schiff wartet schon auf seine Gäste mit Wellnessbereich, Sauna und Dampfbad inklusive, und einem grossen Sonnendeck mit Whirlpool, Liegestühlen und Putting Green.

Wo van Gogh die Sonne malte

Die provenzalische Stadt Arles ist vor allem mit dem Namen Vincent van Gogh verbunden. Der Künstler verbrachte hier seine letzten und besonders arbeitsreichen Lebensjahre. Fast 200 Gemälde schuf er in nur fünfzehn Monaten. Allesamt Meisterwerke in kräftigen Farben und dem markanten Pinselstrich. Die Geschichte der Stadt reicht aber viel weiter zurück: Das Amphitheater aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. kündet von der römischen Herrschaft. Mehr als 20‘000 Zuschauer fanden bei den Spielen und Gladiatorenkämpfen Platz in den Arenen des «Kleinen Roms von Gallien», wie Kaiser Konstantin die Stadt nannte. Heute geht es friedlicher zu, etwa in LUMA Arles, einem Kulturkomplex mit atemberaubender Architektur.

Wilde Pferde und elegante Flamingos

Die Provence steht aber nicht nur für Geschichte, sondern auch für einzigartige Natur. Die berühmte Camargue südlich von Arles gilt als Paradies für Ornithologen, aber nicht nur. Was macht dieses flache Schwemmland der Rhône noch so besonders? Hier und nur hier sind die weissen Camargue-Pferde zu Hause – eine besondere touristische Attraktion rund um den Etang de Vaccarès (stehende Wasserflächen). Und die Vogelfreunde kommen auf ihre Kosten, wenn es heisst: «Achtung, Flamingos!».

Sur le pont dʼAvignon…

An sich beginnt jetzt die Rückreise Richtung Lyon. Aber noch stehen weitere Highlights auf dem Programm. Eines ist schon vom Schiff aus unverkennbar, weil sich hier die vielbesungene Pont d’Avignon malerisch über die Rhône spannt. Avignon verdankt aber nicht nur der berühmten Brücke St. Bénézet aus dem 12. Jahrhundert den Status als UNESCO-Weltkulturerbe. Ein Rundgang nach dem Frühstück führt unter anderem zum Papstpalast. Im 14. Jahrhundert war das imposante gotische Bauwerk das Zentrum der Christenheit – und es beeindruckt noch heute.

Auf Schienen durch die Schlucht

In Tournon tauschen die Gäste das Schiff für einen Ausflug gegen den berühmten «Train de l‘Ardèche» ein. Es ist ein historischer Zug mit Dampflok, der durch die wildromantische Schlucht des Doux-Tals führt. Eilig hat es hier keiner. Vor den Fensterfronten des Panoramawagens zieht die eindrucksvolle Landschaft sanft vorbei. Der Clou folgt in Colombier-le-Vieux: Manuell wird dieser Museumszug auf einer Drehschiene gewendet, die Dampflok ans andere Ende gesetzt – und schon geht es retour nach Tournon.

Hier wartet das Schiff für die Rückfahrt rhôneaufwärts nach Lyon. Zeit genug, um all das Erlebte in anregender Runde Revue passieren zu lassen. Nach der Ausschiffung am nächsten Morgen geht es dann bequem per Bus zurück nach Lausanne, dem Start- und Endpunkt einer wundervollen Reise in Frankreichs charmanten Süden.

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